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Morgens Kälbchen, abends Kebap

Foto: Yummy pic via iStock

Christoph Maria Herbst

Schauspieler

Christoph Maria Herbst ist Vegetarier. Wie es dazu kam, und warum ein Kassenzettel für ihn auch eine Art Stimmzettel ist, verrät er im Interview.

Sie bezeichnen sich selbst als „fröhlicher Vegetarier“. Sind Pflanzenesser denn so spaßbefreit?

Oh nein. Das ist ein Missverständnis. Lange Zeit war ich ein “unglaublich fröhlicher Veganer”, jetzt bin ich quasi nur noch ein “fröhlicher Vegetarier”. Die komplett pflanzliche Zeit möchte ich nicht missen. Sie war eine wunderbare Erfahrung.

Sie waren Veganer, wurden durch einen Filmdreh in Frankreich Vegetarier. Haben Sie immer schon auf Fleisch verzichtet? Was hat Sie dazu bewegt?

Tatsächlich habe ich mir nie viel aus Fleisch gemacht und empfand es schon immer als, sagen wir, ambivalent, morgens bei einer Wanderung ein Kälbchen zu streicheln, um dann abends eins als Kebap zu essen. Zudem stellte ich rasch fest, das mir das Fleisch an sich gar nicht schmeckt. Es waren immer Soße, Würzung und Beilagen, die mich anmachten – dafür muss niemand sterben.

Wie fühlt man sich, wenn man auf Fleisch verzichtet? Wie streng halten Sie sich an diese Ernährungsweise? Soll man sich wegen kleiner „Ausrutscher“ schlecht fühlen?

Ohne Fleisch fühlte ich mich noch leichter, energievoller. Zudem merkte ich irgendwann, dass es mir nicht nur darum ging, körperlich satt zu werden, denn ich begann, mit allen Sinnen zu essen. Und spätestens an dem Punkt kriegte ich nichts mehr runter. Denn es ist aus ethischen, ökologischen und gesundheitlichen Gründen der Wahnsinn. Und auf Dauer nicht nur Mord, sondern auch Selbstmord. Zur Hysterie wird es aber, wenn man wegen einer Krabbe im Salat schreiend den Saal räumen lässt. Fanatismus ist das schlimmste.

Vielen ist der totale Verzicht zu streng. Mit welchen kleinen Schritten kann man seine Ernährung ändern?

Oft sind die Bratsubstanzen, das Schmauchige und Rauchige die Trigger. Dazu bedarf es allerdings keines Fleisches. Dies ist eine Frage der Zubereitung. Zudem leben wir im Garten Eden: Wir haben die freie Wahl. Wohl dem, der die richtige trifft.

Drehtermine im Ausland, Flüge zu Premieren – der Beruf des Schauspielers ist nicht gerade „umweltfreundlich“. Achten Sie dennoch im Alltag auf Nachhaltigkeit?

Das stimmt oft. Wenn ich in ein strammes Korsett gebunden bin, habe ich keine andere Möglichkeit. Oft genug nehme ich aber die Bahn oder mein E-Auto. Seit 20 Jahren beziehe ich nachhaltigen Strom und seit 5 Jahren bin ich im Bereich Mobilität nicht mehr abhängig vom Öl, an dem viel Blut klebt. Und im Supermarkt hat man auch zunehmend die Wahl. Wie heißt es so schön: Der Kassenzettel ist auch ein Stimmzettel.

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