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Reisen und Öko – passt das zusammen?

Foto: Simon Migaj via Unsplash

Gibt es in Zeiten von ökologischem Fußabdruck und Flugscham überhaupt einen nachhaltigen Weg, über den Atlantik zu reisen?

Auf meiner To-Do-Liste für 2019 stand ganz groß: Zehn neue Länder bereisen. Auf meiner To-Do-Liste stand allerdings auch Zero Waste, also so wenig Müll wie möglich zu produzieren. Dass diese beiden Dinge nicht wirklich zusammen- passen, wurde mir schnell bewusst. Zero Waste heißt natürlich nicht Zero Emissionen, aber die Essenz ist die gleiche: Ich will, dass es der Umwelt gutgeht. Damit bin ich mit meinen 29 angetretenen Flügen im letzten Jahr ganz weit weg.

Dieses Jahr muss es anders gehen. Mein Flugscham ist zu groß und bei meinem ökologischen Fußabdruck brauchen wir gar nicht erst anzufangen. Allerdings will ich heuer in die Karibik und nach Südamerika – ein Traum, den ich mir nach acht Jahren endlich verwirkliche.

Wie ersetzt man Transatlantik-Flüge?

Innerhalb Europas kann man Flüge durch Bus- und Zugreisen ersetzen. Bei Transatlantik-Flügen wird das schwierig. Die einzige erwähnenswerte und umwelt- verträgliche Alternative sind Frachtschiffe. Allerdings braucht mein hierfür zwei Dinge: Zeit und Geld. Unter € 2.000 und zwei Wochen pro Richtung läuft nichts. So verlockend zwei Wochen ohne Internet und Handy-Verbindung auch klingen – im Moment ist das keine Option. Mein Flug produziert 1,8 Tonnen CO2. Wenn wir das 2- Grad-Ziel erreichen wollen, dürfen wir alle nicht mehr als 2,3 Tonnen CO2 pro Jahr verursachen. Das wird mit meinem Flug knapp. Deswegen entscheide ich mich, das CO2 zu kompensieren, also in entsprechende Klimaschutzprojekte zu investieren. Emissionen vermeiden ist natürlich immer die bessere Lösung, aber CO2-Kompensation hilft und unterstützt die richtigen Projekte.

Spenden befreit nicht von der Verantwortung

Dennoch ist die Sache nicht gegessen, wenn ich hin und wieder für die Wiederaufforstung des Regenwaldes spende. Ich muss mein Reiseverhalten ändern. Ich habe aufgehört, Länder zu zählen. Stattdessen verbringe ich mehr Zeit in den einzelnen Destinationen. Das ist nicht nur besser für die Umwelt; es ermöglicht mir auch, das zu tun, wofür ich eigentlich reise: Kulturen entdecken, Menschen kennenlernen, Abenteuer erleben. Schreiben steht auch ganz oben auf der Liste – etwas, wofür ich endlich Zeit finde, wenn ich nicht ständig von einem Ort zum nächsten hetze. Endlich kann ich meine Reisen genießen. Zwei Monate Trinidad und ein Monat Ecuador stehen am Plan. Ich suche mir eine Wohnung in Port of Spain und tauche in den Alltag ein. Nach anfänglicher Skepsis weiß ich: Das war die beste Entscheidung überhaupt. Noch nie habe ich mich so zuhause gefühlt wie nach einem Monat Trinidad. Selten konnte ich so viel über ein Land lernen wie hier.

Ja, Reisen und Öko passt zusammen. Man muss nur das Wort ‚Reisen‘ etwas weiter fassen: weg von Sightseeing und Kreuzfahrtschiffen, hin zu Erlebnissen und Abenteuern. Das hilft nicht nur dem ökologischen Fußabdruck, es macht auch die gesamte Reise einzigartig.

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